Es geht doch nichts über begründete Vorurteile... ;-)

Mein schwuler Nachbar putzt am Sonntagmittag seine Fenster. Ordentlich wie er ist...

Mir dagegen (und allen Heteros, die ich kenne) kommt die Ausrede gerade recht, dass das bei diesem schmuddeligen Schneeregenwetter doch gar keinen Sinn macht!

Ich liebe Luxusprobleme.

Heute: Zum Smoking (so was steht mir ausgesprochen gut, falls jemand was dazu anzumerken hätte) würd’ ich dieses Jahr gerne Fliege zum Selberbinden tragen. Nicht so ein Ding mit Gummizug. Sondern schon so was Gediegenes aus Seidentaft, dass man nach durchtanzter Ballnacht lässig aufzieht und dann um den Hals baumeln lässt. So ziemlich der einzige James-Bond-Stunt, den ich mir auch zutraue.

Schon fast hatte ich eine erworben und auch schon mit einem Freund, der immer Fliege trägt, Nachhilfestunden vereinbart: Wie binde ich so ein Ding?
Da liess mich eine gute Freundin beiläufig wissen, wie sexy sie einen Kummerbund zum Smoking findet. Also, diese Bauchbinde, mit der ein 40something sein Bäuchlein entzückend verhüllen kann.

Und damit begann mein Luxusproblem.

Eine Fliege zum Binden finden? Schwierig, aber nicht unmöglich.
Einen Kummerbund finden? Geht auch.
Aber: Einen Kummerbund mit passender Fliege, gleicher Stoff, gleiche Farbe? Gibt’s schon – allerdings nur, wenn die Fliege auch fertig gebunden ist und nur noch um den Hals gehakt werden soll.

Das wollte ich nicht. Also Kampfauftrag: Kummerbund und passende Fliege zum Binden suchen.

In der Hauptstadt, komischerweise, war da nichts zu machen. Ham wa nich, sagt der Berliner, beim Herrenausstatter vielleicht etwas konzilianter formuliert, aber im Ergebnis genau so ergebnislos.

Fast, ja fast, wäre ich in der Provinz fündig geworden. Zwar sagte der Modeberater des örtlichen Modehauses am Markt, vorrätig habe er das auch nicht. Aber er würde es bestellen. Bei einer Firma in der Nähe von Berlin. Und mir nach Hause schicken lassen.

So ein Service. Ich war begeistert. Bis zum folgenden Tag, als mir der Modeberater telefonisch mitteilte, dass die Firma aus der Nähe von Berlin bis auf weiteres Lieferschwierigkeiten habe.

Und nun? Doch die Fliege mit Gummizug?

Ich liebe Luxusprobleme.

Wie viele, die zumindest eine Zeit lang an der Küste gelebt haben, kenne auch ich natürlich die Warnung:

Nicht die Zigarette an der Kerze anzünden - dann stirbt ein Seemann!

Ein bisschen ratlos habe ich diesen Spruch immer gehört und auch selbst angebracht (und dabei eher daran gedacht, dass ohnehin nicht nur gesunde Zigaretten durch das, was mit der Kerzenflamme aufsteigt, vielleicht noch ein bisschen ungesünder werden...), aber mich immer gefragt, was die Bedeutung sein könnte.

Gestern abend erzählte mir ein Marineoffizier folgende Erklärung:

In den alten Zeiten verdienten sich die alten Matrosen ihren Lebensunterhalt damit, dass sie Streichhölzer herstellten, wenn sie keine Heuer mehr fanden. Und jeder, der sich seine Zigarette (oder Zigarre) an einer Kerze anzündete, verwendete eben kein Streichholz - und entzog damit einem alten Seemann seine Lebensgrundlage.

Ob das stimmt? Sicher bin ich mir nicht. Aber wenn es nicht stimmt.... ist es zumindest gut erfunden.

Schreibtischtäter gehen durch die Hölle und wieder zurück. Jedenfalls ihre Nackenmuskulatur (hach, was für ein wunderbar schiefes Bild). Da helfe nur, meinte der freundliche Orthopäde heute, mich in ein Nadelkissen zu verwandeln. 14 (Vierzehn!) spitze Edelstahlnadeln rammte er in die zarte 40something-Haut. Hat aber gar nicht weh getan.

Und jetzt warte ich darauf, dass es hilft...

Vor ziemlich genau 27 Jahren bin ich aus meinem Elternhaus ausgezogen. Im besten Einvernehmen: Ich ging zum Studieren in eine andere Stadt. Es folgten Jobs in etlichen verschiedenen Städten, immer fern der Stadt, wo ich aufgewachsen bin. Und jedes Jahr, zur Adventszeit, kam ein Päckchen. Darin ein selbstgebackener Christstollen, nach einem Rezept, das meine Mutter aus ihrer Vorkriegsheimat mitgenommen hatte.

Gestern kam ein Brief von ihr. Sie erzählte dies und das, von den Gebrechen des Alters, das mein Vater und sie erleben.

Und dann die Passage: Sie habe, schrieb sie, beim Aufräumen ältere Briefe von mir gefunden. Und darin gelesen, dass sie mir ja früher immer Christstollen geschickt habe. Daran könne sie sich ja nun gar nicht erinnern - ob sie denn mir dieses Jahr einen schicken solle?

Ihre Erinnerung geht. Es macht mir Angst.

Heute morgen kurzzeitig drüber nachgedacht, die Bartstoppeln des Wochenendes zum Platzeck-Bart zu erklären und stehen zu lassen.

Habe mich dagegen entschieden. Das wäre den Menschen im Lande nicht zu vermitteln gewesen.

Ich betreibe derzeit aktiv Steuerhinterziehung. Kaufe in diesen Tagen lauter Sachen, die alle nur 16 Prozent Mehrwertsteuer kosten. Hah!

Aber der kleine Mann (ich) wird ja immer abgezockt. Gerade eine Jahreskarte für S+U-Bahn erstanden. Ermäßigter MWSt-Satz sieben Prozent. Und wenn der ermäßigte Satz auf fünf Prozent sinken sollte - krieg ich dann etwa Geld zurück?!

Die Dame, die ich heute am Telefon erreiche, ist fast am Boden zerstört. Beim gepflegten Schaumbad hat ihr Handy das Untertauchen nicht verkraftet die aufsteigenden Dämpfe nicht goutiert und verweigert jetzt komplett den Dienst. Nun gibt es ja Zweithandys – aber alle wichtigen Daten, Telefonnummern, Adressen sind in dem untergegangenen Telefonino gespeichert.

Wahrscheinlich werde ich von ihr nie wieder was hören, weil sie meine Nummer nicht mehr findet. Und von all’ den wichtigen Daten keine Sicherungskopie hat.

Hm. Ein Blick auf meinen Gerätepark: Die Daten meines Smartphones, vor allem die derzeit 1.172 Adressdatensätze, habe ich auf einer internen Speicherkarte noch mal gesichert. Ein ähnlicher Handheld enthält die gleichen Sätze noch mal, zusätzlich auf dessen interner Speicherkarte. Vorsichtshalber mache ich auch regelmäßige Backups auf einem Bürocomputer und zwei Laptops zu Hause.

Bin ich eigentlich bekloppt? Oder nur ein etwas überzogener Sicherheitsfreak?

(Und ehe jemand fragt: Nein, ich benutze nicht mehrere Kondome übereinander.)

Da gibt es die gute langjährige Freundin in der hessischen Provinz. Und weil sie auch ein 40something ist, hat sie auch eine Tochter. Welche gerade ihre Punk-Phase durchmacht...

Allerdings in besagter Provinz das dazugehörige Outfit nur bruchstückhaft beschaffen kann. Also ruft die gute Freundin ihren guten langjährigen Freund in Berlin an und fragt, ob man nicht mal...

Klar, kann man. Nur: wo?

Sachdienliche Hinweise gesucht: Wo grabbelt man sich in Berlin die richtig punkigen Klamotten zusammen? Vom Nietenhalsband bis zu den passenden Stiefeln?
Jede Hilfe willkommen!