Leben und so

20
Sep
2005

Triff mich in einer andern Welt

Mittags gehe ich gerne in den Asia Snack im Bahnhof Friedrichstraße. Nicht nur, gebe ich zu, weil das Essen dort schmackhaft und billig ist, sondern natürlich auch, um mit der reizenden vietnamesischen Chefin zu flirten. Die kommandiert ihre Köche herum, dass es nur so seine Bewandtnis hat. Aber findet dann doch noch die Zeit, auch einem 40something im Businessanzug zuzulächeln.

Beim heutigen Bestellflirt - wie üblich 60b mit Reis - wies ich sie darauf hin, dass ihr Etablissement Eingang in die jüngste Titelgeschichte des Spiegels gefunden hat: Nach Schließung der Kantine im Kanzleramt um 17 Uhr, heisst es da im Leitfaden für Kanzlers und Kanzleretten, gebe es halt ein paar Lieferdienste im näheren Umfeld. Darunter eben den Asia Snack im Bahnhof, "Lieferung ab 10 Euro ohne Anfahrtskosten".

Das erzählte ich ihr, und ich wusste gar nicht, das Vietnamesinnen so große Augen machen können. Nicht etwa, weil ihr Laden in einem Politmagazin mit Millionenauflage erwähnt wird. Sondern weil sie schlicht nicht wusste, wovon ich sprach. "Spiegel?", erkundigte sie sich. "Das ist eine Zeitung?"

Da war doch was mit den Parallelgesellschaften. Aber 60b mit Reis kann ich nur uneingeschränkt empfehlen.

19
Sep
2005

Im blauen Mond September

Weil man auch an andere Dinge als Politik denken muss. Und weil September ist.Und weil es einfach zum Weinen schön ist. Und weil ich es einfach zitieren muss.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst Du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich Dir: ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon was Du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr, ich küßte es dereinst.

Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

(Bertolt Brecht, Erinnerung an die Marie A.)

16
Sep
2005

Bundfalten

Die Träger von Bundfaltenhosen, so die scheinbar einhellige Meinung der lesenden Damen bei Herrn Bandini, küsst frau nicht. Ja, schlimmer, gruselt sich eher davor. Jedenfalls liegen Bundfaltenhosenträger auf der nach unten offenen Sympathieskala weit, weit hinter Langhaarigen, Gepiercten, Atomkraft-Nein-Danke-Button-Benutzern...

Tja. Dumm, dass meine Schneiderin mir für die Anzüge Bundfalten empfohlen hat. Das reduziert meine Chance, geküsst zu werden, offensichtlich erheblich...

13
Sep
2005

Ersatzbefriedigung

Die Sexblogger-Fraktion unter meinen Lesern enttäusche ich im Moment, muss aber auch mal sein. Statt dessen lieber was über meine liebste eine meiner liebsten Ersatzbefriedigungen: Taschen. Taschen. Taschen.

Ich kann ja nur lachen, wenn Frauen jammern, sie hätten nicht nur nichts anzuziehen sondern auch noch zu ihren jeweiligen Kleidern keine passenden Handtaschen. Hah! Ich brauche nicht nur die passende Tasche zum jeweiligen Outfit. Sondern diese auch noch in der jeweils passenden Größe.

Einfach lächerlich wirken doch die smarten Mc*Kinsey-Typen, die zum korrekten Business-Outfit ihren Outdoor-Rucksack spazierenführen. Fast so wie ein Teenie mit Baggy-Hose und Kroko-Aktenköfferchen. Oder die Geschäftsreisenden mit riesigen S*amsonite-Koffern, in denen dann neben dem überdimensionierten „Shaving Kit“ ein Wechselhemd für eine Nacht außer Haus verloren rumliegt.

Uneitel wie ich bin, lege ich doch gerade beim Gepäck auf gewisse Kleinigkeiten wert. Zur Aktentasche eines US-Edelherstellers gehört natürlich die Reisetasche desselben, zum Kleidersack das passende Bordcase. Der Rucksack zum Anzug ist für Laptops entworfen, der Rucksack zur Jeans das robuste Modell für die Alpenüberquerung.

Nicht nur auf den Stil, auf die Größe kommt es an. Duffle Bags sind super. Wenn ich nicht das 90-Liter-Modell für‘s Trekking mit Trägern zum Wochenendausflug nehme. Oder einen Schlafsack in die Minimalausführung quetschen muss, in die dann die Hemden nur noch als A5-Faltung hineinpassen.

Die Konsequenz solch rigoroser Haltung ist natürlich fatal. Überall stapeln sich Taschen, auch Koffer, ganz zu schweigen von Rucksäcken.

Dabei hab‘ ich noch nicht mal die Materialvarianten durchprobiert. Leder scheidet inzwischen fast grundsätzlich aus - zu empfindlich, zu schwer, farblich meist zu sehr festgelegt. C*ordura sollte es sein, möglichst schwarz. Um bei der nötigen Größen- und Modellvielfalt wenigstens noch ein bisschen Platz in Schränken und Abstellkammern zu bewahren für die anderen überflüssigen Dinge, die man auch noch braucht.

Mein Horror ist, mit einer zu großen Tasche loszufahren. Oder mit einer zu kleinen. Oder einer, die nicht passt. Die Wahl der richtigen Tasche ist fast wichtiger als die Wahl der richtigen Krawatte. Fürs Wohlbefinden.

Und noch immer fehlen mir paar Zwischengrößen. Oder der mittlere Koffer auf Rollen, sowohl in Alu als auch in ABS-Plastik. Oder der wasserdichte Seesack in klein (der große ist wirklich sehr groß.)

Übertrieben? I wo. Auch nicht mehr als die Kids mit ihrem unverständlichen Hang zu E*astpak-Rucksäcken. Nur dass der Spass mehr kostet. Weil komischerweise auch hier gilt: Was Männer von Jungen unterscheidet, ist der Preis ihrer Spielzeuge.

11
Sep
2005

Kann Cola schlecht werden?

Ehe es so weit kommt, tüte ich mir lieber noch ganz schnell einen Cuba Libre ein.

Prost.

2
Sep
2005

Japanisch

Pünktlich zum Wochenende scheint sich eine Sommergrippe zu melden.

Na wunderbar, dann komme ich endlich wieder zu japanischer Arbeitsmoral: Krankheiten bitte an freien Tagen auskurieren.

23
Aug
2005

Entscheidungsschwach.

Für die langen Bahnfahrten der nächsten Tage habe ich mir eingepackt: Den "Rächer" von Forsythe, den "Abschied vom Staat?" von Eppler, die Empfehlung des Weibs "She comes first", und den aktuellen Economist, laut dem es in Deutschland gar nicht so schlecht ist.

Aber womit fange ich an?!

21
Aug
2005

Traveller's Disorder.

Je mehr ein Land Dritte Welt ist, um so eiserner gilt die Regel: Wenn der Verschluss der Mineralwasserflasche beim Öffnen nicht knackt, keinesfalls trinken. Wer weiß, womit der Originalinhalt ersetzt wurde.

Jetzt ertappe ich mich schon in Berlin bei dieser Gewohnheit.

Werde den Flascheninhalt zum Blumengießen verwenden. Mal sehen, ob die's überleben.

18
Aug
2005

They are sailing

Verspätete Reminiszenz an den total verregneten Sonntag.
Aber auch bei Nieselregen bleibt es eines der schönsten Schiffe.

17
Aug
2005

Schmutzschwelle

Über das Geheimnis einer glücklichen Ehe habe ich ja hier noch nicht berichtet. Aber die jüngsten Überlegungen beim Held der Arbeit bringen mich dazu, es zu lüften, das Geheimnis.

Sex galore, gemeinsame Interessen, Kinder? Tja, glauben alle, dass das der Weg zum Glück sei. Nun gut, ganz unwichtig sind diese Dinge nicht, aber doch eher nice to have.

Viel wichtiger ist aber... nee, andersrum. Traditionell trägt der Bräutigam die Braut über die Schwelle. Die Türschwelle, glauben alle. Welch ein Irrtum!

Entscheidend, habe ich in langen Jahren gelernt, ist die Schmutzschwelle. Der Grad an Unordnung, Chaos und natürlich auch der unvermeidlich anfallenden Wohnungsverschmutzung - den beide zu akzeptieren bereit sind.

Egal ist dabei, wie hoch oder wie niedrig sie liegt - Hauptsache, sie ist bei beiden Partnern ungefähr gleich. Das reinigungswütige Hausmütterchen und der schlampige Hausmann passen nach meiner Erfahrung ebensowenig zusammen wie der pedantische Ordnungsfanatiker und die liebenswerte Schlampe.

Hach, was sind wir immer neidisch auf die Freunde, deren Wohnungen nur so blitzen, selbst wenn man unangemeldet auf ein Bier reinschaut. Aber wir sind uns auch einig: so sauber und ordentlich kriegen wir das nie hin. Und da wir uns da einig sind, ist es auch in Ordnung.

(In diesen Tagen habe ich frei. Und ich tendiere nicht dazu, meine freien Tage mit so unsinnigen Dingen wie Putzen zu verplempern. Also sieht es aus... wie sonst vielleicht nur bei Strohwitwers.)

Aber die Schmutzschwelle liegt gleich hoch (ja, manchmal zu hoch). Bin ich froh.

Weil, wir wissen ja: Hier kann man vom (Küchen)Boden essen. Ist alles nahrhaft. Na gut, vielleicht soll ich doch mal durchwischen.
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Ein Vierzigirgendwas beschreibt alles Mögliche und scheut auch vor sexuellen Andeutungen nicht zurück. Für das, was nicht öffentlich zu diskutieren ist, ist er dialog- und flirtbereit unter 40something aett ge em ix dott net
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