Leben und so

15
Aug
2005

Vom Verschwinden der Arten

Früher, meine ich mich zu erinnern, war nach wenigen hundert Kilometern hochsommerlicher Autofahrt die Windschutzscheibe derart von Insektenresten zugesetzt, dass man kaum noch durchschauen konnte.

Heute, zurückgekehrt nach fast 900 Kilometern, ist die Scheibe ziemlich Insektenrestefrei.

Was bedeutet das?

12
Aug
2005

Angeber.



Statussymbole sind mir ja so fremd. Ich brauche kein Automodell der gehobenen Klasse aus deutscher Produktion (da reicht mir mein fast zehn Jahre alter französischer Kleinwagen), ich trage statt eines edlen Zeitmessers mit Brötchennamen wie Baguette oder Panini eine recht schlichte japanische Armbanduhr, und teuren Schmuck trägt ein echter Mann sowieso nicht.

Allerdings erinnerte mich die Blogistin an meine empfindliche Eitelkeit, wenn es um Kleidung geht (selbst wenn manche, die mich schon mal in echt gesehen haben, mitunter daran zweifeln mögen).

Erst in meinem hohen Alter, muss deshalb ich zu meinem Leidwesen sagen, habe ich die Vorteile der Maßkonfektion entdeckt. Zum Preis eines anständigen Anzugs von der Stange bekomme ich da einen, der nicht nur vom Stoff her meinen Wünschen entspricht. Sondern er wird auch meiner Figur angepasst. Denn ich kokettiere zwar gerne damit, dass ich der Normmann der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung sein könnte. Allerdings hatte ich das zuletzt in den frühen 80-er Jahren überprüft, und seitdem hat sich die Form an einigen Körperstellen doch ein wenig unvorteilhaft verändert.

Also Maßkonfektion. Sitzt und passt wie eine zweite Haut, nichts ist zu weit, nichts ist zu eng. Der unbedarfte Beobachter sieht allerdings nur einen perfekt sitzenden Anzug. Das ist zwar auch nicht zu verachten, aber ein bisschen, ich gebe es zu, steckt dann doch der kleine Angeber in mir: Sieh her, dieses Teil sitzt nicht nur hervorragend, es ist auch, merke wohl, eben nicht von der Stange.

Also hab ich gerne ein paar Euro zusätzlich auf den Tisch gelegt, um ein Detail mit zu erwerben, das den Unterschied zum Stangenanzug zeigt. Die Knöpfe am Ärmel sind nicht nur aufgenäht, sondern mit einem richtigen Knopfloch versehen - für den Kenner das Zeichen, dass dieser Anzug maßgeschneidert ist, na ja, jedenfalls aus Maßkonfektion kommt.

Aber wer weiss das schon. Als ich den Anzug abholte, die Kollegen im Büro mal neugierig drauf gucken wollten und ich stolz die Ärmel aufknöpfte.... kam die ernüchternde Anmerkung: Wenn Du da ein Knopfloch offen lässt, glaubt jeder, Du hättest den Knopf verloren.
Angeben ist anscheinend nicht so einfach.

11
Aug
2005

Milch und Öl

Wenn mein freundlicher Gasversorger mich zur "Energiesparwoche" einlädt, ahne ich ja schon was.

Wenn ich mich dann durch das Begleitschreiben wühle, etwas von "kontinuierlichen Effizienzsteigerungen" sowie "Kostenoptimierung bei hoher Servicequalität" und einem "guten Preis-Leistungsverhältnis" lese, wird es zur Gewissheit.

Und da steht es ja auch: Die steigenden Energiebeschaffungskosten würden "unser Unternehmen und letztlich leider auch unsere Kunden belasten".

Ah ja. So nett kann man ausdrücken, was auf gut deutsch heisst: Der Gaspreis ist an den Ölpreis gekoppelt. Und der steigt und steigt.

Warum, sagte neulich ein befreundeter Abgeordneter, ist der Gaspreis nicht an den Milchpreis gekoppelt? Wüsste ich auch gerne.

Ich werde die Heizung nicht einschalten.

Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten. Ich werde die Heizung nicht einschalten.

10
Aug
2005

There's always a gun on the car

„There‘s always a gun on the car.“ An den Satz des erfahrenen Kollegen klammere ich mich wie an ein Mantra. Der verbeulte Landcruiser schaukelt durch die Schlaglöcher, vorbei an den Feeding Centers, entlang der unendlich scheinenden Reihe blauer Planen mit UNHCR-Logo.

Das Hotel liegt günstig, am K4, ein kleiner Verkehrskreisel auf halbem Weg zwischen dem Hafen und dem UN-Compund. Erst viel später sollte ich begreifen, dass dieses unscheinbare Hotel eine Oase war, wie es sie in solchen Regionen immer gibt. Der „Beach Club“ in Gaza, der „Deutsche Hof“ in Kabul, auch der Pizza-Lieferservice in Sarajevo. Oasen westlicher Pseudo-Normalität, Spaghetti Bolognese zum Abendessen, dann eisgekühltes Dosenbier, zum Gin der passende Tonic, am besten auf der Dachterrasse.

Wenn nicht der Weg wäre. Der schreckliche tägliche Weg vom K4 hinaus zum UN-Compound. Nur ein paar Kilometer, nichts problematisches, eine schnurgerade Straße, wenn auch verstopft von Eselkarren, Technicals und den allgegenwärtigen Landcruisern der NGOs oder derjenigen, die hier das Sagen haben. Der Weg führt über einen zentralen Platz: Den täglichen Khat-Markt.

Und die UN in ihrer unglaublichen Weisheit haben ihr tägliches Briefing auf fünf Uhr nachmittags angesetzt. Das scheint ein Naturgesetz, solche Briefings finden in solchen Regionen immer um fünf Uhr nachmittags statt. Das war schon im Vietnam-Krieg so, als sie zu den sprichwörtlichen „Five o‘clock follies“ wurden, das ist hier so. Den dritten Weltkrieg werden sie morgens um vier beginnen, aber nachmittags um fünf beim Briefing die Einzelheiten mitteilen.

Nachmittags um fünf, das ist die Zeit, wenn der Khat-Verkauf praktisch zum Erliegen kommt. Die frische Ware, am Vormittag auf irgendwelchen nur scheinbar geheimen Landepisten draußen am K50 ausgeladen. Hier auf dem Markt angeboten, umgesetzt, sofort konsumiert. Hunderte von Menschen sitzen apathisch herum, einige wenige erleben, wie ihre Apathie in Aggression umschlägt.

„There‘s always a gun on the car“, sagt auch der Fahrer beruhigend, als wir diese - gleich nach der Green Line - gefährtlichste Stelle der Stadt kurz vor fünf Uhr nachmittags passieren. Er spürt meine Nervosität, greift unter den Sitz und holt die abgewetzte Pistole hervor.

Als ob mir das etwas nützen würde, wenn die Hunderte draußen vor den Fensterscheiben aus ihrer Khat-Apathie erwachen. Wenn das Elend und die Verzweiflung und die Droge und der Hunger und die Wut sich verbinden. Wenn der Weiße da in dem Landcruiser das ist, was in diesem Moment alles symbolisiert, was ihr Elend ist. Weil er Amerikaner sein könnte. Oder sonst irgendwie mit den bewaffneten Weißen zu tun hat, die durch die Stadt patrouillieren.

Der einzige Weiße auf diesem Platz, in diesem Auto, das bin ich.

Aber there‘s always a gun on the car.

Abends, zurück im sicheren Hafen des Hotels, vor dessen Toren Männer mit Kalaschnikows Wache halten, kann ich fast darüber lachen. Wenn der amerikanische Verbindungsoffizier zu Besuch kommt, er und sein Fahrer die M-16 immer schussbereit vor die Brust gehängt. Wenn er mir erklärt, mit fachmännischem Blick auf die roten Leuchtkugeln über dem Stadtteil nebenan: „Red means shit.“ Darauf trinken wir einen Gin and Tonic.

Vier Wochen später wurde ein Freund und Kollege dort totgeschlagen.

Ich war nie wieder in dieser Stadt.

9
Aug
2005

Und dann gibt's die Tage

an denen sich die psychische Temperatur der derzeitigen Außentemperatur in Riesenschritten annähert.

Und man sich eigentlich nur noch fragt, wo man sich an diesem Abend am besten besaufen könnte.

Ich. Heute.

Böse Worte (Forts.)

"Blauen Himmel gibt es allenfalls im Urlaub, ansonsten passt sich das Wetter dem Alltag an."

(Radio Eins, Berlin, jetzt gerade. Pfui.)

6
Aug
2005

Gelogen.

Meine Waage behauptet heute morgen, ich hätte seit gestern drei Kilo abgenommen.

Aber was will ich für 9,99 Euro auch erwarten.

3
Aug
2005

Lost in Altona

Städte altern nicht. Aber sie verändern sich genau so schnell wie Menschen, scheint es.

Vor 15 Jahren habe ich Hamburg verlassen und war seitdem immer nur kurz zu Besuch da. Nie in Altona.

Als ich heute aus dem Zug steige, denke ich, ich wäre noch nie in meinem Leben in Altona gewesen, so viel hat sich verändert. Auf dem Weg zu meinem Ziel muss ich mehrmals nach dem Weg fragen - und bilde mir ein, die Altonaer hätten sich früher nie so freundlich verhalten. Meine alte Liebe für alles hanseatische meldet sich. Heftig.

Hier will ich wieder hin. Eigentlich schade, dass schon heut abend mein Zug zurück geht. Aber ich wüsste vielleicht auch gar nicht mehr, was ich hier machen sollte...
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Oh, sehe den zauberhaften Begriff schamlippenzart leider...
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